Zusammenfassung von Modul 2
Welche Rolle spielen die Frauen heute in der Landwirtschaft?
Frauen sind an immer mehr und vielfältigeren Tätigkeiten in der Landwirtschaft beteiligt, was bedeutet, dass sich die traditionelle Rolle der Frauen verändert hat. Viele der Initiativen, z.B. Bienenzucht, Nähen oder Kochen, haben sich in ein landwirtschaftliches Unternehmen verwandelt und sind zu einer Einkommensquelle geworden, stellen aber auch den nächsten Schritt in der beruflichen Entwicklung dar. Die Diversifizierung der Landwirtschaft ist ein ganz wesentlich von Frauen getriebener Bereich.
Wie können Frauen zur Landwirtschaft beitragen?
Frauen leisten ihren Beitrag zur Landwirtschaft vor allem in vier Bereichen: kulinarisches Erbe, kulturelles Erbe, Erhaltung der traditionellen Naturlandschaft und der biologischen Vielfalt sowie bei soziokulturellen und sporttouristischen Aktivitäten. Immer mehr Frauen werden auch zu Botschafterinnen, Existenzgründerinnen oder bringen Generationen durch handwerkliche Tätigkeiten oder andere Gruppenaktivitäten in ländlichen Gebieten zusammen.
Mit welchen Hindernissen sind Frauen in der Landwirtschaft konfrontiert und wie können sie diese überwinden?
Geschlechtsspezifische Diskriminierung und die Arbeitsbelastung von Frauen
In den meisten europäischen Ländern ist der Agrarsektor von Männern dominiert. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede werden deutlich, wenn das soziale Umfeld Frauen davon abhält, produktiv zu werden, weil sie stattdessen ihre Familie unterstützen und sich um ihre Kinder kümmern sollten. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede werden noch deutlicher, wenn man sich die Arbeitsbelastung der Frauen ansieht. Haushalt und Betreuungsarbeiten können je nach Haushaltsstruktur und -größe extrem zeitintensiv sein.
Fehlende finanzielle Unterstützung und Finanzierungslücken
Finanzielle Unterstützung ist in vielen europäischen Ländern ein kontroverses Thema. In der Regel müssen Agrarunternehmer:innen ihre finanziellen Probleme mit ihren eigenen Ersparnissen bewältigen. Während die finanzielle Unterstützung für das Wachstum der Unternehmen und die Organisation von Weiterbildungskursen äußerst nützlich sein kann, sind die Hindernisse im Zusammenhang mit der Bürokratie, der Finanzierung und der Zusammenarbeit mit der Verwaltung oft groß genug, um potenzielle Unternehmerinnen zu entmutigen. Zugleich ist das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen von entscheidender Bedeutung. Eine Ursache für diese Diskrepanz sind Unterschiede in der spezifischen Bildung, die ihre Berufsaussichten beeinträchtigen. Aufgrund ihrer Rolle im ländlichen Haushalt haben Frauen weniger Chancen, Erfahrungen zu sammeln als Männer. Dies führt nicht selten dazu, dass sie als Fachkräfte nicht wertgeschätzt werden und nur als Helferinnen ihrer Männer wahrgenommen werden. Dies wirkt sich umsomehr aus, wenn Sie keine eigene höhere Bildung oder Ausbildung erwerben.
Lösungen:
Europäische, nationale und regionale Politik
Diese Hindernisse könnten durch die Zusammenarbeit der einzelnen Länder und der Europäischen Union überwunden werden. Zum einen brauchen Frauen Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Doppelrolle als Mutter und Unternehmerin. Zweitens können innerhalb der Europäischen Union Kooperationspartnerschaften zwischen Bildungseinrichtungen und Netzwerken aus einer Vielzahl europäischer Länder dazu beitragen, die Hindernisse durch Zusammenarbeit, neue Ideen und den Austausch guter Praktiken zu überwinden. Darüber hinaus könnte eine besser organisierte öffentliche Infrastruktur, Hilfe bei der Betreuung von Kindern und älteren Menschen, Bildungsmöglichkeiten und flexible Transportmöglichkeiten für Frauen, die in ländlichen Gebieten wohnen, sehr hilfreich sein. Darüber hinaus könnte eine gute Regionalpolitik und die Umsetzung der EU-Bioökonomie-Strategie nützlich sein. Nachhaltige und partizipative Unterstützungssysteme für Agrarunternehmerinnen wie Agrargenossenschaften, verdienen mehr Beachtung.
Bildungs- und Förderungsmöglichkeiten
Was die Bildungschancen betrifft, so könnte ein höherer Anteil von Frauen in agrarspezifischen technischen Ausbildungen in Verbindung mit betriebswirtschaftlichen und unternehmerischen Kenntnissen eine wichtige Rolle dabei spielen, Frauen noch stärker zu unternehmerischer Initiative zu befähigen. Wichtig sind auch finanzielle Sicherheit und Risikomanagement. Dies könnte über Mikrokredite und öffentliche Garantien geschehen, die das individuelle Risiko verringern.
Ländliche Genossenschaften
Sie wurden in vielen Ländern, insbesondere in Südeuropa, mit dem Ziel entwickelt, das Unternehmertum von Frauen zu fördern und ihre Stellung in der Gesellschaft zu verbessern.
Welches sind die besten Beispiele für weibliche Agropreneure?
QOPPA: Zwei junge Griechinnen stellen biologisches natives Olivenöl extra in Premiumqualität her, das in viele Länder exportiert wird. Das von QOPPA hergestellte native Olivenöl ist von höchster Qualität. Deshalb wurde es als „Zertifiziertes Natives Olivenöl Extra“ bezeichnet und bei nationalen und internationalen Wettbewerben im Jahr 2020 mit einem goldenen und einem silbernen Stern für Geschmack und Verpackung sowie mit Bronze für Gesundheit und Ernährung und für seine Qualität ausgezeichnet.
HERBAFABRIKA: Es handelt sich um eine Mikro-Kräuterfarm namens Farm 4.0. Die Jungpflanzen wachsen vertikal, hydroponisch (ohne Erde, in einer Nährlösung), und ihre Steuerung erfolgt über Software. Mit anderen Worten: Es handelt sich um die erste Hydrokultur-Farm in Prag, die zum ersten Mal die digitale Landwirtschaft einführt. Auf dem Hof werden Mikrokräuter, Gemüse und kleine Früchte vor Ort und grundsätzlich ohne Spritzmittel angebaut. Das Ergebnis ist ein origineller Geschmack und ein hoher Vitamingehalt.
MAJNIKA HERB GARDEN: Majda hat den Majnika Kräutergarten und einen Familienbetrieb in Slowenien gegründet. In ihrem Kräutergarten wachsen mehr als 160 verschiedene Pflanzen. Die Produktion von Kräutern und Sprossen ist biologisch und biodynamisch, und Majda ist seit mehr als 10 Jahren auf Märkten tätig. Auch der Anbau ist frei von Kunstdünger und Spritzmitteln, ohne Hybride, Plastikfolien und schwere Maschinen. Neben der Produktion und dem Online-Shop bietet der Kräutergarten auch interessante und informative Führungen, thematische Workshops, Vorträge und Beratungen an. Schließlich wurde Majnika Herb Garden zweimal von AgroBiznis und IMK in Slowenien ausgezeichnet. Zu Majnika gesellte sich später noch ihre Tochter Katja, die 2019 als innovative Junglandwirtin und 2020 als beste Unternehmerin unter den Landwirten ausgezeichnet wurde.